Sicherheit in der Kognitiven Robotik und Verhaltensbasierte
Navigation
Unter der Leitung von Professor Dr. Bernd Krieg-Brückner
beschäftigt sich die Arbeitsgruppe "Kognitive Robotik"
des Bremer
Instituts für Sichere Systeme an der Universität Bremen mit der
Entwicklung eines intelligenten Transportmittels für behinderte
und ältere Menschen - dem Bremer Autonomen Rollstuhl Rolland.
Der mit Sensorik und Steuer-PC ausgestattete Elektrorollstuhl
Meyra Genius 1.522 dient sowohl als wissenschaftliche
Experimentierplattform im Rahmen des Schwerpunktprogramms "Raumkognition" der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) als auch als Demonstrator für den
Einsatz formaler Methoden bei der Entwicklung eingebetteter
Systeme.
Die Forschung im Bereich der Raumkognition konzentriert sich
auf Fragen der Navigation. Dabei werden Erkenntnisse aus der
Psychologie und der (Neuro-) Biologie berücksichtigt, es wird
aber auch versucht, in diesen Bereichen noch offene Fragen durch
die technische Umsetzung auf einem Roboter zu beantworten.
Letzteres ist insbesondere für die kognitive Psychologie
interessant, da das Vorwissen eines Roboter-"Probanden",
im Gegensatz zu tierischen und menschlichen Versuchskandidaten,
sehr leicht exakt definiert werden kann. Neben der theoretischen
Beschäftigung mit den Grundlagen der Navigation werden robuste
Techniken untersucht, die es dem Rollstuhl, aufbauend auf
verschiedenen Grundverhalten wie Wandverfolgung oder Einbiegen in
eine Tür, erlauben, auch komplexe Verhaltensweisen zu erlernen.
Die entwickelten Navigationsverfahren basieren auf dem optischen
Erkennen von Wegmarken (natürliche oder künstliche
Orientierungshilfen): Mit einer Videokamera werden markante
Objekte in der Umgebung (wieder-) erkannt.
Der Einsatz des Bremer Autonomen Rollstuhls als
Anwendungsbeispiel für die Entwicklung sicherer Systeme mit
Hilfe formaler Methoden läßt sich mit der besonderen Relevanz
von Sicherheitsaspekten in der Rehabilitationsrobotik begründen.
Im Gegensatz zur klassischen Industrierobotik leben Menschen in
der unmittelbaren Umgebung und häufig auch in direkter Abhängigkeit
von einem Rehabilitationsroboter wie Rolland. Daher gilt es,
diese Systeme sowohl in bezug auf Kollisionsfreiheit als auch in
bezug auf die Befolgung von Benutzeranweisungen sicher zu
entwickeln. Mit Hilfe einer Bedrohungsanalyse wurden
Sicherheitsanforderungen definiert. Aus dieser Spezifikation ist
ein Sicherheitsmodul entwickelt worden, das in Teilen formal
verifiziert wurde. Es bildet die Schnittstelle zwischen zu
entwickelnden Anwendungen und dem Sicheren Rollstuhl.
Als erste Applikation wurde ein Fahrassistent implementiert,
der die vom Benutzer per Joystick vorgegebene Geschwindigkeit je
nach aktueller Hindernissituation anpaßt, so daß z.B. bei der
Annäherung an ein Hindernis langsam abgebremst wird. Außerdem
kann eine Unterstützung bei der Türdurchfahrt erfolgen, das
automatische Wenden auf der Stelle ist ebenfalls bereits
umgesetzt. Im nächsten Entwicklungsschritt wird die Funktionalität
des Fahrassistenten unter anderem um die Möglichkeit der
Spracheingabe erweitert.
Weitere Informationen finden Sie
hier.
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